Wir hatten diesen einen Traum: Norwegen bereisen, Fjorde bestaunen, die Schönheit der Landschaft aufsaugen und ankommen. Wo auch immer, wie auch immer…
Nun sind wir hier, fahren die Berge rauf und runter. Entdecken hinter jeder Haarnadelkurve eine neue, wunderschöne Landschaft. Wir hatten Bilder gesehen, wir haben Erfahrungsberichte gelesen und waren uns sicher, dass wir wissen, was uns erwartet. Aber wie so oft, ist die Realität doch ganz anders und bisher können wir durchaus sagen: noch viel schöner!
Wir wurden überrascht. Positiv und negativ. Wir mussten schon viel lachen, aber waren auch frustriert. Warum? Lest selbst…
Sira
Hallo Sira! 😉 Dana war völlig aus dem Häuschen. Wir standen an unserem ersten Schlafplatz im Hafen von Søgne und Dana hatte plötzlich ein breites Grinsen im Gesicht.
Sie wusste genau, wo wir am nächsten Tag hinfahren werden. Ausgeruht und nach wenigen Kilometern Fahrt standen wir am Ortseingangsschild „Sira“. Danas beste Freundin heißt so und wir mussten natürlich halten. Etwas komisch beäugt von den Einheimischen machten wir unser Bild.
Das hat uns definitiv überrascht. Überhaupt lieben wir die Ortsnamen, vielleicht auch, weil wir keine Ahnung haben, wie man diese ausspricht und meine Versuche regelmäßig in einem Lachanfall enden. 😉
Benzinpreise
Ich habe mich vor Beginn unseres Abenteuers quasi kaputt gerechnet. Was kostet es in jedem Land zu übernachten, zu tanken, einzukaufen, etc. Wie lange sind wir hier und da… wie viele Kilometer fahren wir, wie viel essen wir, was braucht Mango und noch so viel mehr.
Dana hat mich immer belächelt, aber ich bin eben eine Planerin und musste irgendwas tun, um mich bei all der Warterei auf den Start bei Laune zu halten… 😉
Vor allem das Tanken war für mich ein großer Faktor. Es passen nur maximal 25l in den Tank und da ist das 2-Takt-Öl schon eingerechnet. Meinen Berechnungen zufolge kommen wir damit locker 250 km und haben noch etwas Luft, falls es zur nächsten Tankstelle mal etwas weiter ist.
Die Benzinpreise in Deutschland (zu Coronazeiten) waren so niedrig, dass ich auf den großen Schock in Norwegen gewartet habe. Doch ich denke bisher ist das hier die größte Überraschung. Anstatt regelmäßig Benzinpreise pro Liter von 1,80 € – 2,00 € zu zahlen, finden wir uns eher bei 1,53 € – 1,71 € wieder. Damit ist man teilweise sogar günstiger unterwegs als in Deutschland. Wahnsinn.
Für unsere Reisekasse ist das natürlich ein Segen, aber wir vermuten, dass es mit jedem Kilometer Richtung Norden nun teurer werden wird. Wir sind gespannt!
Schafe
Wir waren 2019 in Neuseeland für 2 Wochen (ja, viel zu kurz…) und Dana wollte nichts mehr, als das perfekte Foto in schöner Landschaft mit Schafen drauf! Nun, wir haben kaum Schafe gefunden, was das Unterfangen unmöglich machte.
Nun sind wir in einem der schönsten Länder Europas und ÜBERALL sind Schafe. Wirklich, ich scherze nicht, man fährt über einen „Ferist“ und schon sind da Schafe. Freilaufend auf der Straße, am Wegrand, auf den felsigen, hügeligen oder gar bergigen Umgebungen. Einfach überall!
Sie gucken „blöd“ und sind immer fleißig am kauen. Sie bringen uns regelmäßig zum Lachen, aber auch immer wieder zum scharf Bremsen (was im Trabi durchaus ein schwieriges Unterfangen sein kann).
Die lustigste Begegnung waren bisher 3 Schafe, welche halb auf der Straße und halb am Straßenrand lagen und genüsslich kauten (es sind Wiederkäuer, also haben sie immer was zu tun ;)). Wir kamen angefahren und anstatt aufzuspringen und wegzurennen (wie die meisten Schafe), blieben sie sitzen und neigten alle synchron ihren Kopf zur Seite. Das hatte ein bisschen was von Formel 1, wenn man sich so richtig in die Kurve legt.
Leider hatte ich die Kamera nicht laufen, dass wäre sonst definitiv unser Intro für die Startseite geworden. 😉
Autos
Die Norweger lieben ihre Autos. Wir dachten immer, dass die Norweger vorangehen im Klimaschutz und auch in ihrer Art sich fortzubewegen eher auf E-Autos setzen. Durchaus kann man sagen, dass wir wohl noch nie so viele Tesla haben herumfahren sehen (inkl. Ladestationen an jedem Supermarkt, Tankstelle, teilweise Picknickplätzen). ABER: Wir mussten auch feststellen, dass man hier Autos liebt. Alt, neu, Diesel, Benziner, amerikanisch, deutsch, britisch… einfach alles.
Umso mehr hat es uns in unseren Recherchen überrascht, dass wir keinen einzigen norwegischen Autohersteller finden konnten. Haben wir etwas übersehen? Lasst uns doch gern mal einen Kommentar da, wenn ihr eine norwegische Automarke kennt!
Auch wenn sie scheinbar selbst keine „eigenen“ Autos besitzen, so zelebrieren sie alle anderen. Direkt an unserem ersten Abend in Norwegen, war auf dem Parkplatz im Hafen von Søgne ein US-Car-Treff. Es waren bestimmt 80 Autos vom uralten Cadillac bis hin zum neueren Mustang vertreten.
Nur 2 Tage später fuhren wir nichts ahnend Richtung Wanderparkplatz und sahen plötzlich überall Norweger auf ihren Campingstühlen am Straßenrand sitzen und ihre kleinen norwegischen Fähnchen schwingen. Alle winkten aufgeregt, wir sollen umkehren… Wir dachten schon, wir wären versehentlich auf der Strecke der überall angekündigten Radtour gelandet, bis uns kurze Zeit später ca. 15 Oldtimer entgegen kamen. Da war alles dabei, was das Oldtimerherz begehrt: Käfer, Ente, Cadillac (bestimmt noch vom US-Car-Treff übrig geblieben), Fiat 500, alte Feuerwehrfahrzeuge, usw. Ein Trabi war aber nicht dabei….NOCH nicht.
Nachdem uns noch einmal bestimmt 40 Oldtimer auf dem Weg zum Wanderparkplatz entgegen kamen, recherchierten wir ein wenig und fanden heraus, dass all die Autos zur „Rallye Tronåsen“ gehören. Sie findet scheinbar jährlich statt und feierte dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Dabei wird eine Etappe der 1931 stattfindenden Rallye Monte Carlo nachgestellt.
Da es regnete und wir ohne genauen Plan durch Norwegen fahren, drehten wir kurzerhand um und versuchten die Rallye einzuholen. Die Leute freuten sich, einen Trabi zu sehen (ja, viele Norweger kennen tatsächlich den Trabant) und winkten uns fröhlich zu, als wären wir Teil des großen Ganzen.
Es dauerte bestimmt 20 Minuten, bis wir den bis dato letzten Oldtimer eingeholt haben (eine Ente). Nun waren wir also Teil der Rallye und freuten uns wieder wie kleine Kinder. Was wir nicht bedachten: eine Rallye hat Check-Points und wir waren eigentlich ja nicht wirklich Teil der Aktion. Man wollte uns trotzdem eine Auszeichnung überreichen, die Dana ABLEHNTE!!! Manchmal ist sie zu ehrlich. 😉
Die Oldtimer waren ganz schön langsam unterwegs und unsere Bremsen brauchten eine Pause. Währenddessen legten wir fest, wenn noch ein Check-Point kommt, nehmen wir alles, was uns angeboten wird. 😉 Nun, der nächste Check-Point war scheinbar auch der letzte. Wir wurden Widerwillen auf den Parkplatz zu all den anderen Oldtimern geleitet. Wir konnten nicht entkommen…. und wir bekamen Rallye-Cappies…. hätte Dana doch lieber die Medaille genommen….
Wir wurden sofort in die Gruppe aufgenommen. Die Leute kamen freudig an „Trabant! Plastik!“ und klopften auf dem Duroplast herum. Wir berichtigten sie nicht und freuten uns mit ihnen. Da wir zugeparkt wurden, konnten wir nicht mehr entkommen. Immer wieder wurden wir auf Norwegisch angesprochen, dann versuchte man es auf Englisch und irgendwann tat sich eine Lücke auf und wir durften weiterfahren.
Doch wenn wir dachten, dass damit die Rallye vorbei ist……nein, einfach nein! An jeder Kreuzung, an der wir versuchten nach links anstatt rechts abzubiegen, stand ein Streckenposten, der uns energisch nach rechts drängte. Und weiterhin saßen die Einheimischen zum Winken am Straßenrand.
Irgendwann schafften wir es jedoch endlich wieder zu entkommen. Und so endete unser kurzer Ausflug in die Welt des Rallyesports schweißgebadet und überfordert von den Eindrücken.
Es sollte nicht das letzte Autotreffen gewesen sein. In Røldal kamen uns mehrere alte LKW entgegen, alle bunt geschmückt und sind wir mal ehrlich, eigentlich ist auch jeden Tag ein Wohnmobiltreff, denn bestimmt 50% aller Fahrzeuge, die einem in Norwegen begegnen, sind Wohnmobile oder umgebaute Vans.
Die Norweger und ihre Autos… ja, das hat uns definitiv überrascht.
Das Wetter
Eigentlich sollte uns das Wetter nicht überraschen. Wir haben uns ja etwas informiert vor Reisestart und wussten, dass das Wetter in Norwegen im Minutentakt wechseln kann. Aber am Ende waren wir dann doch überrascht. Es hatte so sonnig und warm angefangen, dass wir dachten: Wir sind die Auserwählten, die nie schlechtes Wetter in Norwegen erleben werden.
Nun, es dauerte keine 2 Wochen und wir saßen auf über 1000 m Höhe mit kaltem Wind, Regen und einstelligen Temperaturen (immerhin noch im Plusbereich). Wir dachten, mit einem Tarp wären wir ausreichend auf schlechtes Wetter vorbereitet, aber leider konnten wir damit keinen Blumentopf gewinnen.
Das Tarp ist super, wenn es einfach nur regnet und man die Heringe in den Boden bekommt. Aber neben dem oft vorherrschenden steinigen Boden, gibt es eben auch fiesen Wind. Da werden wir wohl noch einmal aufrüsten müssen, aber das ist ein Thema für einen anderen Blogbeitrag. 😉
Zum Glück folgt auf Regen noch immer Sonnenschein und bisher hatten wir Glück nur einmal 4 Tage am Stück Regen zu haben, aber der Herbst steht vor der Tür und uns graut es schon vor allem, was das Wetter dann für uns bereithält. Aber wir haben zum Glück gut gespart und können uns dann auch für ein paar Nächte mal eine gute Unterkunft leisten, um uns aufzuwärmen. 😉
Unsere Laune
Zum Abschluss noch ein kleiner Punkt, der uns wohl doch etwas unvorbereitet getroffen hat. Unsere Laune ist doch sehr stark mit den äußeren Einflüssen verknüpft und ein bisschen schlechtes Wetter auf engstem Raum hat uns etwas dünnhäutig gemacht. Wir arbeiten also auch hier an Lösungen, dass wir das besser in den Griff bekommen. 😉