Das Reisen im Auto bringt einige Entbehrungen mit sich. Wir müssen Verzichten lernen und uns ganz neu sortieren. In einem Van könnten wir uns Küche, Bett und vieles mehr einbauen, doch in einem Trabi?
Ich wollte mich nicht damit abfinden, die nächsten Jahre in „Unordnung“ zu leben. Ständig auf das Zelt angewiesen sein. Ich war neidisch auf all die Vans mit ihren fantastischen Ausbauten, dass ich genau das auch für uns wollte. Nach ein wenig Recherche fand ich auch das richtige Wort dafür: Micro Camper.
Nachdem ich das richtige Wort gefunden habe, suchte ich nach Inspiration. Davon gab es leider nicht viel. Alle, die ihre Kleinwagen zu Campern umbauten, wollten damit nur einmal ein Wochenende in der Umgebung herumdüsen. Ich wollte mehr.
Mein Ziel: Im Trabi schlafen und Stauraum schaffen.
In diesem Beitrag will ich euch einmal mitnehmen auf diese Reise. Von Idee bis Umsetzung, inklusive vieler Änderungen an die Ansprüche. 😉
Micro Camper Ausbau – 1. Schritt: Ideen Sammeln
Die Idee habe ich schon in der Einleitung vorgestellt. Die Planung war nun um einiges komplizierter.
Als meine Planung begann hatten wir noch keinen Trabant griffbereit. Eddie stand in der Werkstatt auf dem Abstellgleis, Sibylle war noch in Hannover und meine Ideen sprudelten vor sich hin.
Ich recherchierte über das Internet die Maße vom Trabant. Zeichnete meine Ideen auf Papier, diskutierte mit Dana (die absolut nicht verstand wovon ich rede) und verzweifelte mit jedem Tag, der verging, an der fehlenden Umsetzung.
Aber Stillstand war nicht drin. Also legten wir gemeinsam unsere Anforderungen fest. Was sollte unsere Konstruktion alles können?
Stauraum generieren
Wir müssen im Auto schlafen können – ohne Platzangst
Die Konstruktion muss einfach ein- und ausbaubar sein
Unser Gepäck soll praktisch verstaubar sein, also möglichst mit Trennwänden
Die Konstruktion muss leicht sein (die max. Zuladung im Blick behalten)
Wir hatten zu Beginn nicht viele Anforderungen, dafür aber wichtige. Viel hat sich daran auch nicht geändert, außer dass Mango unser Leben bereichert hat und wir nun auch noch Platz für einen Hund brauchten.
Hundebox
Micro Camper Ausbau – 2. Schritt: Planung
Für jeden Ausbau ist die Unterkonstruktion entscheidend. Je nach Anforderung muss diese sehr stabil sein. Da wir auch im Trabi schlafen wollen, reichte es nicht ein paar Bretter zusammen zu schrauben und fertig.
Da der Einbau einfach ein- und ausbaubar sein sollte, entschied ich mich für eine Steckverbindung. Eine Überblattung sollte uns zusätzliche Befestigungen mittels Schrauben, Nägeln oder Leim ersparen. Bei der Überblattung werden gegensätzliche Kerben gesägt und dann ineinander gesteckt. Fertig ist die Kreuzverbindung.
Ihr habt keine Ahnung was ich meine? Dana auch nicht. Also entschied ich mich ihr das mal als Modell zu basteln. Ein paar Bastelsperrholzplatten zugesägt und fertig.
Das war schwerer als es klingt und hat mir gleichzeitig Schwachstellen aufgezeigt. Der mittlere Teil der Konstruktion muss unser ganzes Gewicht tragen können, wenn wir im Trabi schlafen, dass war nach Herstellung des Modells noch unvorstellbar.
Aber gleichzeitig hatte ich noch keine Möglichkeit die tatsächlichen Maße in unserem Trabi nachzumessen, daher blieb ich optimistisch dieses Problem lösen zu können.
Als es nun endlich soweit war, Eddie noch immer auf dem Abstellgleis, aber Sibylle vor der Tür, machte ich mich ans Werk. Ich nahm die Rückbank heraus, klebte mit Kreppband meine gewünschten Bretterpositionen auf den Boden und nahm Maß.
Anschließend konnte ich mit AutoCAD ein 3D-Modell erstellen (so langsam dämmerte auch Dana, wie das Endergebnis aussehen sollte). Auch hier kümmerte ich mich nur um die Unterkonstruktion. Alles was an Klappen und Brettern oben drauf kommen sollte, wollte ich dann im Anschluss machen. Meine Ideen hatte ich natürtlich im Kopf:
Klappen im Kofferraum, sollten auch trotz montierter Hundebox zu öffnen sein (zur Seite öffnen, da wir vom Kofferraum aus hineingreifen werden)
Klappen von den Vordersitzen erreichbar, sollten immer zu öffnen sein (nach hinten öffnen, da wir von der Seitentür hinengreifen werden)
Die nun hinzugekommene Hundebox wollte ich ebenfalls in AutoCAD zeichnen, so konnte ich besser sehen, wo die Streben der Box mit der Unterkonstruktion kollidieren würden.
Alle Überlegungen zu der Hundebox findet ihr in unserem Beitrag Hundebox selber bauen: Tipps und Tricks.
Die Zeichnung half nun natürlich auch beim Messen und Berechnen unserer benötigten Materialien.
Wir brauchten:
zwei Längsbretter aus Pappelsperrholz (8 mm)
ein Querbrett im Kofferraum aus Pappelsperrholz (8 mm)
zwei Querbretter im Mittelstück aus Pappelsperrholz (8 mm)
ein Querbrett hinter den Vordersitzen aus Pappelsperrholz (8 mm)
ein Längsbalken zur zusätzlichen Verbindung aller Querbretter (48×32 mm)
Für die Liegefläche und Hundebox haben wir ebenfalls ungefähre Maße herausgemessen und Pappelsperrholz (8 mm) sowie Holzbalken (24×18 mm) und Aluminiumrohre (12 mm) besorgt.
Wir verwendeten relativ dünnes Sperrholz, einfach um Gewicht zu sparen. Bisher können wir aber nicht klagen, was die Stabilität betrifft.
Unser Micro Camper Umbau kostete zusammen um die 250 Euro.
Micro Camper Ausbau – 3. Schritt: Umsetzung
Nun hatten wir alles an Material zusammen und konnten endlich mit dem Zusägen beginnen.
Als Werkzeug stand uns zur Verfügung:
Akku-Stichsäge
Akku-Schleifer
Akku-Schrauber
Holzsäge
Schraubzwingen
Schleifpapier
Feilen
Holzmeisel
Rohrschneider
Der schwierigste und langwierigste Schritt war tatsächlich die Herstellung des erstes Längsbrettes. Zusammen mit meinem besten Kumpel Adrian versuchten wir die unebenen Maße zu nehmen. Viele Erhebungen und Absätze erschwerten uns die Arbeit enorm. Also entschlossen wir uns erst einmal einen groben Zuschnitt zu machen.
Wir ließen in der Höhe etwas Luft, damit wir im Nachgang noch Material wegnehmen können und trotzdem eine Mindesthöhe von 30 cm im Kofferraum erreichen würden. Es dauerte ganze zwei Tage, bis wir endlich zufrieden waren und das Längsbrett als Schablone für das Zweite nehmen konnten.
Danach ging es ganz schnell. Längsbretter in Position halten, Lage der Querbretter anzeichnen, Querbretter zuschneiden und Überblattung herstellen. Bei der Überblattung haben wir sehr genau darauf geachtet, dass wir 50:50 zusägen. Also zur Häfte in das Längsbrett sägen und zur anderen Hälfte in das Querbrett. Ergebnis war eine passgenaue Unterkonstruktion.
Danach konnte ich die Befestigung der Hundebox vorbereiten. Dazu sollten lediglich ein paar Bretter auf die Unterkonstruktion geschraubt werden. Ein paar Streben der Hundebox sollten dann direkt in diese Bretter gesteckt werden können.
Mein Ziel war hier, die Hundebox auch schnell ein- und ausbauen zu können. Wenn wir im Auto schlafen wollen, geht das nur ohne Hundebox und ein ständiges Schrauben wäre dann nervig.
Mit den Brettern für die Hundebox wusste ich auch, wie groß die klappbaren Bretter im Kofferraum sein müssen.
Im vorderen Bereich sollte die Liegefläche so breit wie möglich sein. Also habe ich von der mittleren Auflagebreite ausgehend, hin zu den Vordersitzen die Fläche verbreitert. Die ausklappbaren Kopfteile waren genau entgegengesetzt geformt, um sie während der Fahrt passgenau einklappen zu können.
Ursprünglich sollte das Kopfteil ein großes, durchgehendes Brett werden, genauso wie die dazugehörige Stauraumklappe. Aber dann dachte ich mir, es ist wohl sinnvoller, die Bretter zu teilen. So kann ich während der Fahrt einfacher mal eine Klappe öffnen, vor allem wenn etwas darauf liegt. Auch wenn ich Nachts mal raus möchte, muss Dana nicht extra weg. 😉 (Ausstieg bei abgeschlossenem Auto ist nur über die Beifahrertür möglich.)
Unsere Liegefläche beträgt ca. 180 cm in der Länge und 120 cm (Kopfbereich) bzw. 100 cm (Fußbereich) in der Breite. Für Dana und mich völlig ausreichend. Zusammen mit Mango kuschelig. 😉
Alle Bretter sind über Scharniere verbunden, um sie klappbar zu machen und jederzeit zum Stauraum zu gelangen. Zum Abschluss musste nur noch die Hundebox zugesägt, die Streben angebracht und alles verbunden werden.
Um alles etwas haltbarer zu machen, haben wir das Pappelsperrholz noch mit einer 2-in-1 Holzlasur behandelt. So sieht alles gleichzeitig auch ein wenig edler aus. 😉
Zuletzt musste nur noch alles eingebaut werden. Am Ende haben wir doch noch ein paar Winkel und Schrauben verwendet, um es stabiler zu machen. Das war aber mehr für unser Gewissen, als dass es wirklich nötig war. Die Konstruktion hält, es ist super bequem darin zu liegen (wenn sich Mango nicht so breit machen würde) und wir kriegen alles sicher unter.