Wie die Zeit vergeht… Seit mittlerweile 4 Wochen reisen wir nun schon durch Schweden und obwohl in der Zeit einiges geschehen ist, kommt es mir doch viel kürzer vor. Nicht nur landschaftlich – es schlängeln sich doch mehr Hügel als erwartet hier in Schweden aneinander – auch stimmungstechnisch ist unsere bisherige Zeit im schwedischen Königreich ein stetiges Auf und Ab.
Highlight: Die Landschaft
Wir sind ja ziemlich planlos in Schweden unterwegs. Bei Google Maps haben wir uns ein paar Punkte abgespeichert, die wir gern sehen würden – aber alles kann, nichts muss. Doch eine Route zusammenzustellen, fällt uns erstaunlich leicht. Wir orientieren uns einfach immer von See zu See, versuchen die großen Straßen (z.B. E4 und E45) zu meiden, genießen die Landschaft dazwischen und verweilen an einem der vielen Picknick- und Badeplätze.
Denn an den tausenden Seen mit dichten Wäldern ringsrum sieht man sich so schnell nicht satt. Hin und wieder trauen wir uns sogar für ein kurzes Bad ins Wasser – aber man, können 23 Grad kalt sein.
Und dann kommen ja auch noch die traumhaften Schwedenhäuser dazu. Rote Holzhäuschen, weiße Fenster, daneben ein Erdkeller und davor ein perfekter grüner Rasen. Ich habe schon gesagt, genau so ein Häuschen hätte ich gerne in Deutschland – gern zu den schwedischen Preisen.
Lowlight: Reise-Tief
Ziemlich genau nach einem Jahr auf Reisen, hat es uns das erste Mal so richtig erwischt: Wir hatten ein übles Reise-Tief. Wir waren genervt vom Auto, vom Wetter, von der Arbeit, von uns. Und vor allem waren wir genervt vom genervt sein. Während es uns bislang auf der Reise geholfen hat, wenn wir uns in eine Unterkunft eingebucht und eine Pause gegönnt haben, brachte auch das dieses mal nichts. Das Hotel in Östersund war toll – aber die Stimmung nach dem Check-out immer noch mies.
Da mussten wir jetzt durch. Auch Mango hat die Anspannung bemerkt und hat direkt angefangen zu kränkeln. Letztendlich fanden wir den Ausweg aus dem Stimmungstief in dem wir lang und ausführlich über die Gründe der schlechten Laune sprachen, Pläne schmiedeten wie es weitergehen soll und auf einem super-schönen Campingplatz irgendwie wieder Frieden mit der Situation fanden.
Highlight: Die Schlaf- und Campingplätze
Womit wir auch schon beim nächsten Highlight wären. Es gibt unglaublich schöne Schlafplätze hier in Schweden – und auch da sind die Seen omnipräsent. Auf einem wirklich kleinen Campingplatz in Lycksele standen wir direkt am Ufer und bekamen von den netten Schweizer Betreibern sogar noch Rabatt, weil sie unser Auto so feierten. Auch jetzt, wo ich diese Zeilen gerade schreibe, stehen wir auf einem Campingplatz – inklusive Badestelle, Strom, Waschmaschine und unbegrenztem Warmwasser-Duschen für 20€ pro Nacht.
Aber noch schöner sind die Plätze an denen wir freistehen können. Franzi ist mittlerweile ein wahrer Profi darin, Google Maps nach Sackgassen und Feldwegen an Seen abzusuchen und mögliche Stellplätze abzuspeichern. Und da sind richtige Schätze dabei. Einer führte uns knapp 30 Kilometer über Schotterpisten in die Wälder hinein bis wir direkt an einem See rauskamen. Keine Menschenseele weit und breit, fast kein Handyempfang, absolute Ruhe. Hilfreich ist übrigens zu prüfen, ob der ausgesuchte Platz auch in der App Park4Night eingetragen ist – dann kann man nämlich davon ausgehen, dass an den Plätzen deutlich mehr los sein wird.
Lowlight: Die Strassen
Puh, die Straßen setzen unserem Eddie teilweise ordentlich zu und größtenteils kann Schweden gar nichts dafür. Seit unserem Motorschaden auf den Lofoten haben wir ja einen Austauschmotor drin, der im Zusammenspiel mit unserem alten Vergaser einfach nicht die Leistung bringt, die wir beim vorherigen Motor kannten. Da wird dann so manche Steigung zur Herausforderung, die wir nur mit 40 – 50 km/h meistern können. Und das auf Straßen mit Tempolimit zwischen 90 – 110 km/h. Denn während in Norwegen, außer auf den Autobahnen, immer das gemütliche Tempolimit 80 galt, darf man hier in Schweden auch mal flotter unterwegs sein – wenn man es denn schafft.
Kurz vor der Grenze zwischen Norwegen und Finnland wurden wir von einem deutschen Motorradfahrer bereits gewarnt, dass die schwedischen Straßen gerne mal für Reifenschäden sorgen. Und jetzt wissen wir, was er meinte. Fährt man von den größeren Straßen ab, findet man sich schnell auf Schotterpisten wieder. Schotterpisten mit groben, spitzen Steinen und teilweise richtig üblen Schlaglöchern. Eines haben wir noch genau in Erinnerung und ich will nicht wissen, was passiert wäre, hätte ich im letzten Moment nicht noch ausweichen können…
Highlights: Die Rentiere
Während wir uns an jedes Rentier erinnern können, das wir in Finnland gesehen haben, waren es in Schweden (speziell in Lappland) unzählig viele. Fast täglich trottete mindestens eines der hübschen Tierchen am Straßenrand – beziehungsweise bevorzugt auf der Straße, sobald das Auto sich näherte – umher. Und dann erlebten wir sie: die erste Straßensperre in Schweden. Ein Rudel aus mindestens 40 Rentieren hatte sich auf der Straße versammelt und dachte gar nicht daran, Platz zu machen. Wir hätten uns das Spektakel noch ewig anschauen können. Die schwedische Autofahrerin im Gegenverkehr nicht: sie näherte sich mit penetrantem Dauerhupen und fuhr Stück für Stück näher an die Tiere ran, bis sie sich dann widerwillig bereit erklärten zumindest ein bisschen aus dem Weg zu gehen.
High- und Lowlight: Die Bären
Wusstet ihr, dass es in Schweden schätzungsweise 3.500 wilde Bären gibt? Und damit deutlich mehr als in Norwegen und Finnland? Und erinnert ihr euch an den erwähnten Schlafplatz am See, nach 30 Kilometern Schotterpiste? Genau dort befindet sich eines von 3 Gebieten in denen sich die Bären konzentriert aufhalten. Als wir uns dort niederließen wussten wir das noch nicht. Erst als Franzi auf einem Spaziergang einen Abdruck entdeckte, der verdächtig nach einer Bärentatze aussah.
„Haha Bärentatze – kann ja gar nicht sein. Die leben doch bestimmt vor allem ganz im Norden, Richtung Finnland“, dachten wir uns. Google belehrte uns eines besseren. Ein wenig mulmig war es uns nachts dann schon, wenn es mal wieder im Wald neben uns raschelte. Aber es ließ sich kein Bär sehen, schließlich sind die Tiere extrem scheu. Einerseits zum Glück, andererseits schade, denn ich hätte schon ganz gern ein Foto von einem Bären gemacht.
Highlight: Der Luxus
Nach so langer Zeit auf Reisen weiß man plötzlich ganz andere Dinge als Luxus zu schätzen. Das kann dann zum Beispiel auch einfach ein Lidl sein. Ich hab mich so gefreut, hier in Schweden zum ersten (und kurz drauf zum zweiten, dritten und vierten) Mal bei Lidl einkaufen zu gehen. Leberkäse, Maultaschen, Spätzle, Bergkäse, Brötchen und Brezn – ein Paradies. Ich hätte den ganzen Laden leer kaufen können.
Und nach unseren 11 Monaten in Norwegen erleben wir hier noch einen anderen Luxus: günstiges Internet, das wir zum Arbeiten brauchen. Während wir in Norwegen für 30 GB knapp 60 Euro gezahlt haben, bekommen wir hier in Schweden 100 GB für 30 Euro. Seitdem läuft unser kleiner Router deutlich häufiger, wir gönnen es uns auch mal einen Film zu streamen und nicht ständig auf den Verbrauch schauen zu müssen.
Nur die Netzabdeckung war in Norwegen deutlich besser. Ein 10 Kilometer langer Tunnel – kein Problem, durchgehendes LTE. Hier in Schweden standen wir hingegen schon deutlich öfter im Funkloch, aber das lässt sich ja auch mal verschmerzen.