Wir schreiben das Jahr 2020 und haben große Pläne. Wir wollen nach Norwegen. Wir wollen 2 Monate einfach einmal Abschalten und die unendliche Freiheit genießen. Außerdem soll unsere Reise ein Stresstest für Eddie werden: hält er so viele Kilometer durch? Halten wir es so lange zusammen auf engstem Raum aus?
Wir schreiben März 2020: Covid-19 erreicht Europa. Es ist ein Schlag ins Gesicht. All unsere ehrgeizigen Pläne sind hinfällig. Statt uns auf Norwegen vorzubereiten, gibt es einen Lockdown.
Schnell merken wir, wie frei wir normalerweise in Deutschland sind. Wir dürfen sonst immer raus, (fast) alles tun, was wir wollen. Doch nun saßen wir zu Hause, arbeiteten mobil (wobei mobil wohl nicht wirklich das passende Wort ist) und spürten wie es uns mehr denn je gelüstete die eigenen vier Wände zu verlassen.
Wenn man etwas Gutes aus der Zeit mitnehmen möchte, so sind es wohl 3 Dinge:
- Eddie wäre sowieso nicht rechtzeitig fertig geworden, also konnten wir Sibylle noch einmal etwas aufmotzen.
- Wir haben uns unsere super tolle Hündin Mango ins Haus geholt!
- Wir bekamen die Chance Deutschland besser kennenzulernen.
Urlaub gekürzt, Familie besucht
Trotz all der Enttäuschung über den geplatzten Norwegen-Urlaub, entschieden wir uns das Beste daraus zu machen. Wir kürzten unseren 2-monatigen Urlaub um 2 Wochen (1 Woche antesten, 2 Wochen arbeiten, 6 Wochen Urlaub) und bauten Sibylle zum Micro-Camper um. Es war stressig, aber es tat gut endlich Fortschritte für die große Reise zu sehen.
Weil Dana ihre Familie viel zu selten sieht, wollten wir zunächst 2 Wochen in Lauchringen verbringen und ihrer Mama im und ums Haus helfen. Dort arbeiteten wir fleißig und genossen die Sonnenstrahlen bei der Gartenarbeit. Danach haben wir uns aber wirklich 3 Wochen on the Road verdient.
Da wir aufgrund von Corona und den vielen Deutschland-Urlaubern unseren Micro-Camper leider nicht wirklich testen können würden, versuchten wir es eine Nacht an der Wutach. Sagen wir es freundlich: Mango hat gut geschlafen, wir eher weniger. Wir brachen die Aktion mitten in der Nacht ab und wissen für die Zukunft: Das Hundebett bleibt draußen, Mango bekommt ihren eigenen Schlafsack.
Schwarzwald
Aufgrund von Corona mussten wir leider alle Camping-Plätze und Unterkünfte vorab buchen. Unsere Route stand damit (leider) schon ziemlich genau fest. Der Sommer war heiß und die Tagesetappen somit kurz gehalten (max. 250 km).
Zunächst tourten wir durch den Schwarzwald, mit einem Abstecher ins süße Örtchen Schiltach. Es ging die Berge hinauf und wieder hinab. Wir nächtigten in Herrenwies und fuhren weiter Richtung Mittelrhein.
Da passierte es dann. Vielleicht ein wenig von Dana heraufbeschworen, liefen unsere Bremsen heiß. Oh weh. Zum Glück ist die Trabi-Szene gut vernetzt und wir durften nach kurzer Absprache bei Martin Heinz (Ifa Service Heinz) vorbeischauen. Das gute daran: die kürzeste Route führte uns durch Frankreich. Wegen Corona dachten wir, dass es vielleicht Probleme an der Grenze geben würde und Mangos Pass fanden wir auf die Schnelle auch nicht (wir müssen noch etwas an unserer Ordnung arbeiten), aber zum Glück war bei Überfahrt weit und breit kein Mensch zu sehen.
Während Sibylle dann in Harthausen versorgt wurde, konnten wir ein bisschen mit Mango spazieren. Keine 2 Stunden später waren wir wieder auf der Spur. Danke an dieser Stelle nochmal für den tollen und schnellen Service!
Mittelrhein
Glücklich mit der neuen Bremskraft und mit einem wundervollen Naturcampingplatz voraus, machten wir uns wieder auf den Weg. Wir nahmen uns fest vor, jeden Tag zu tanken bevor wir uns auf einem Campingplatz niederlassen. So konnten wir am nächsten Tag immer direkt durchstarten. Kurz vor Mainz sahen wir eine günstige Tankstelle und bogen ins Gewerbegebiet ab. Viele neugierige Blicke und „ich hatte früher auch einen, wie cool“ begrüßten uns. Wieder rein ins Auto, Zündung an und los gehts… Los gehts… Na los!!! Nichts. Kein Tönchen gab die liebe Sibylle mehr von sich.
Wir stiegen alle wieder aus, Mango legte sich provokativ vor den Eingang der Tankstelle, als würde sie eine Mitfahrgelegenheit suchen und wir öffneten erst einmal die Motorhaube, tätigten ein paar Anrufe und widmeten uns unserem besten Freund: dem Anlasser. Dana sah Funken, als ich versuchte zu starten, also musste da was kaputt sein.
Leider konnte man auf unserem gebuchten Campingplatz nur bis 19 Uhr anreisen und es war bereits 18 Uhr. Wir gaben Bescheid, dass es knapp werden könnte und stießen auf Verständnis beim Betreiber des Naturpark & Camping Suleika. Dana und Mango stiegen wieder ein (Mango eher skeptisch) und ich schob an. Das funktioniert immer gut. Auch wenn ich nur Badelatschen an hatte. Unter belustigten Blicken sprang Sibylle glücklicher Weise schon beim ersten Versuch an! Danke!
Wir schauten nicht mehr rechts und links, sondern wollten nur schnell und heil in den Weinbergen ankommen. Wir hatten uns so auf die steile und vom Ausblick her beeindruckende Anfahrt gefreut. Leider war nicht mehr viel zum Genießen, da uns die Zeit im Nacken saß.
Wir schafften es jedoch rechtzeitig in die Berge und schlugen unser Quartier auf. Danach ging es an die Fehlersuche. Wir bauten den Anlasser aus und schauten ob er noch dreht. Alles schien frei zu sein, wir konnten uns den Ausfall nicht erklären. Doch dann sah Dana das Übel. Das Kupferband zwischen Anlasser und Magnetschalter war gebrochen. So fließt natürlich kein Strom mehr. Wir klemmten alles so gut es geht mit Hilfe der Unterlegscheiben zusammen und hofften das Beste. Einen Ersatzanlasser hatten wir natürlich nicht dabei. Zu unserem Glück (zum zweiten Mal an diesem Tag) sprang Sibylle an und alle um uns herum freuten sich mit uns.
Auf unseren Tag entlang des Mittelrheins hatten wir uns schon sehr gefreut. Die Landschaft ist unfassbar schön und jedes Dörfchen und Städtchen ist charmant und einen Ausflug wert. Wir beschränkten uns auf Bacharach und Boppard. Mit einer kurzen Fährfahrt setzten wir also auf die westliche Rheinseite über und konnten dann immer schön am Ufer entlang die Aussicht genießen. Der Loreleyblick durfte selbstverständlich auch nicht fehlen. Bei schönstem Sonnenschein konnten wir für einen kurzen Moment einfach einmal nur genießen.
Wir müssen zugeben, dass uns der Stress vom Vortag noch ein wenig in den Knochen hing und wir uns nur noch auf unser Zelt freuten. Mit jedem Kilometer, den wir unserem Zwischenstopp auf dem Campingpark Schönerlen näher kamen, wurden die Wolken dicker und dunkler. Kaum angekommen regnete es ununterbrochen. Wie deprimierend.
Wir drei kuschelten uns ins Zelt und schauten dem Mistwetter zu, bis wir irgendwann völlig kaputt einschliefen und von der Nordsee träumten.
Nordsee
Dana hatte bei dem Gedanken an einen Roadtrip durch Deutschland vor allem einen Wunsch: Nordsee! Früher durfte sie hier immer bei der Familie Urlaub machen und unvergessen sind für sie das Schwarzbrot und der Ostfriesentee. Leider teile ich ihre Begeisterung nicht so, da ich bei all meinen bisherigen Besuchen schlechtes Wetter hatte und mir vornehmlich genau das im Gedächtnis geblieben ist.
Mit einem Zwischenstopp im Campingpark Kalletal, nordöstlich von Bielefeld, blieben wir für eine Woche in einer kleinen Ferienwohnung in Esens. Mango meisterte die steilen Stufen jeden Tag besser und schien auch erleichtert wieder in einer Wohnung nächtigen zu dürfen (auch wenn sie das Zelten liebt).
Das Wetter meinte es ausnahmsweise (meine Erfahrung vorausgesetzt) gut mit uns. Die Sonne schien zu 80 % würde ich schätzen. Wir erkundeten Esens und Dana durfte in einer süßen Teestube ihren wohlverdienten Ostfriesentee trinken. Wir besuchten den Hundestrand Nessmersiel, wo Mango das Watt unter ihren Pfoten spüren durfte. Eine Wasserratte ist sie hingegen nicht. Wir sahen uns Greetsiel an, wo uns Menschenmassen umgaben (wir fühlten uns tatsächlich etwas unwohl, von einer Pandemie spürte man nichts). Und wir besuchten Bekannte von Dana, die ehemaligen Nachbarn von ihrem Großonkel. Dana hatte es jedoch versäumt uns rechtzeitig anzukündigen, daher hatten die Beiden leider nur kurz Zeit. Sie luden uns jedoch postwendend für unseren letzten Nordseeabend noch zu sich zum Grillen ein. Wir hatten im Urlaub lange nicht mehr so gut gegessen
Harz
Doch unsere Reise sollte noch nicht vorbei sein. Deutschland hat noch so viel mehr zu bieten. Es zog uns daher noch einmal weg von Strand und Menschenmengen in den Harz. Vielleicht kamen wir dort noch am nächsten an das Norwegen-Feeling heran.
Doch bevor wir uns in Friedrichsbrunn ein letztes Mal für eine Woche niederlassen wollten, verbrachten wir noch zwei Nächte auf dem Campingpark Südheide. An unserem „freien“ Tag fuhren wir mit Mango in den Tierpark Müden. Wir wissen, dass sie gern einmal die Hasen in unserer Nachbarschaft jagt, aber wie sieht es mit anderen Wildtieren aus? Sie hat Respekt und hält lieber Abstand. Das wissen wir nun. Es war süß zu beobachten, wie ihr diese teils doch sehr großen Tiere nicht ganz geheuer waren. Aber sie war tapfer und trainierte ein wenig ihre Nase.
Nun aber ab in den Harz. Umgeben von Wäldern und Bergen wollten wir noch ein paar Wanderkilometer sammeln. Da der Weg zwischen Campingpark und Unterkunft in Friedrichsbrunn nicht allzu weit erschien, verzichteten wir aufs Tanken vor der Ankunft. Nun, was soll ich sagen, es ist schon sehr „hügelig“ im Harz und 6 Liter im Tank zu wenig. Wir blieben inmitten einer 180° Kurve plötzlich stehen, Motor aus und wir im Panikmodus. Jedenfalls ein bisschen. Ich stieg aus und schaute, dass keine Autos kommen und Dana wendete gekonnt und nur mit Schwerkraft unsere Sibylle.
Am Straßenrand suchten wir erst einmal eine Tankstelle. Leider lag keine direkt am Fuß des Berges, aber wir waren optimistisch, dass Sibylle auf dem Weg bergab schon irgendwann wieder anspringt (Erfahrungswerte). Und so kam es dann auch. Wir schleppten uns zur nächsten Tankstelle und erklommen im Anschluss ohne Probleme den Berg.
Wir hatten ein kleines Gartenhäuschen gebucht, wo wir nahezu ungestört entspannen konnten. Die Hündin der Besitzer wollte Mango gerne kennenlernen, doch leider hatte unsere kleine Diva darauf keine Lust. So wurden wir immer mit Bellen begrüßt und verabschiedet und Mango war es egal.
Die Temperaturen in dieser Region waren spürbar unter denen der letzten Wochen. Wir froren nahezu. Aber zum Wandern war es ideal. Wir besuchten einen eingezäunten Hundewald, wo Hunde super herumtollen können, auch einmal ohne Leine. Wir wanderten wenige Kilometer am Fuß des Brockens entlang (leider regnete es) und umrundeten den Oderteich. Am Oderteich sind wir erschrocken, wie tot der Wald zu sein scheint. Kein Grün mehr, überall umgestürzte Bäume…Auch hier trieb der Borkenkäfer sein Unwesen und frühere Bewirtschaftung tat ihr übriges. Nach und nach soll sich nun die Natur selbst regulieren. Der Mensch greift nur noch ein, wenn es unbedingt notwendig erscheint. Es gibt verschiedene Lehrpfade in den Harzer Wäldern, welche eine wunderbare Reise durch die Entwicklung der Selbstregulierung abbilden. Wir jedenfalls waren begeistert und sind es noch, wozu die Natur fähig ist.
Was wir im Harz ebenfalls gelernt haben: wir können Mango vertrauen, denn sie vertraut auch uns. In Waldgebieten ohne Dammwild und wo es nicht explizit verboten war, haben wir Mango auch einmal ohne Leine laufen lassen. So glücklich und ausgelassen hatten wir sie zuvor noch nie gesehen. Sie hörte sogar noch besser auf uns und blieb immer in Sichtweite. Wann immer uns das in Zukunft möglich ist, werden wir sie „frei“ lassen. Sie soll rennen, so viel sie will!
Ab nach Hause
Leider hat auch der schönste Urlaub einmal ein Ende. Auch 3 Wochen Rundreise durch Deutschland. Wir hätten sicher noch so viele andere schöne Ecken entdecken können, aber für uns war es genau richtig. Nicht zu viel und nicht zu wenig.
Wir haben gemerkt, dass uns das Leben im Trabi und Zelt Spaß macht, Mango die Freiheit genießt und wir uns nicht so schnell auf die Nerven gehen. Ob das auch so sein wird, wenn wir uns weniger auf Campigplätzen und in Ferienwohnungen aufhalten? Das werden wir auf unserer Europatour sicher schnell herausfinden. Vorausgsetzt Corona macht uns nicht wieder einen Strich durch die Rechnung.