Rund 8.500 Kilometer haben wir auf unserem Trip bereits zurückgelegt und wie berichtet vor wenigen Wochen unser Winterquartier in Saudasjøen aufgeschlagen. Doch was passierte zwischen unseren ersten zwei Wochen in Norwegen (zum Reisebericht) und unserer Ankunft in Sauda? Diese Erzählung sind wir euch noch schuldig und holen wir hiermit – ein wenig gekürzt – nach.
Von der Ferienwohnung auf die Straße
Mit vollen Akkus und trockener Ausrüstung verabschiedeten wir uns von unserer Ferienwohnung in Røldal und düsten wieder los. Da wir zufällig in der Nähe von Sauda waren, machten wir auf dem Campingplatz – auf dem wir jetzt unseren Winter verbringen – einen kurzen Zwischenstopp und schauten uns den Platz einmal an. Die Lage am Fjord überzeugte uns sofort. Aber es zog uns erst einmal weiter, schließlich kamen wir gerade erst aus einer bezahlten Unterkunft und wollten unser Budget im Blick behalten. Wir fanden stattdessen einen schönen Platz am Vindafjord, an dem wir zum ersten und bislang auch letzten Mal in Norwegen unser kleines Zelt aufschlugen, um mit direktem Blick auf das Wasser zu nächtigen. Mal sehen, ob das Zelt wegen akuter Nichtbenutzung vielleicht aussortiert wird …
In den folgenden Tagen nahmen wir uns etwas Zeit, um die nächsten Monate bis zum nahenden Winter zu planen. Bis Mitte oder Ende Oktober wollten wir uns noch weiter in den Norden vortasten (ein genaues Ziel hatten wir damals noch nicht) und dann zügig zurück nach Sauda fahren, um in einer Hütte auf dem Campingplatz auf den Frühling zu warten. Unsere Tage sahen dabei häufig relativ gleich aus: aufstehen, die Schlafkonstruktion abbauen, ein bisschen fahren und einen neuen Schlafplatz suchen, Konstruktion aufbauen, schlafen. Und dazwischen natürlich Gassi gehen, arbeiten, einkaufen, kochen – was man „Zuhause“ eben auch macht.
Nur mit dem Unterschied, dass wir jede Nacht wo anders und teilweise an traumhaften Stellplätzen mitten in der Natur schliefen. Da war beispielsweise der idyllische Finnåsvatnet an dem nur leider tausende kleine, fiese Mücken genervt haben. Oder unser Schlafplatz in einer Sackgasse bei Bruvik – mit Picknicktischen, Grillmöglichkeiten und sogar einer Schaukel. Und dann war da noch der unglaubliche Stellplatz auf einer privaten Mautstraße in der Nähe von Myrkdalen: mitten in den Bergen, mit Wasserfällen und Schneefeldern und absoluter Ruhe. Wir blieben für zwei Nächte und konnten uns nur schweren Herzens losreißen.
Sehenswürdigkeiten, die nicht fehlen durften
Durch das Fahren ohne wirkliches Ziel lernen wir Norwegen besonders intensiv kennen. Gleichzeitig fällt es teilweise im Nachhinein schwer, zu sagen, wo welche schöne Ecke eigentlich war. Das ist bei bekannten Sehenswürdigkeiten natürlich anders und auch diese dürfen auf unserer Route von Zeit zu Zeit nicht fehlen.
Eine dieser Sehenswürdigkeiten hatte ich – wie das heute eben so läuft – auf Instagram gesehen und sofort auf unsere Must-see-Liste gesetzt. Wir schnürten also unsere Wanderschuhe, packten Leckerli für Mango ein und liefen los. Unser Ziel war der Bondhusvatnet, ein Gletschersee im Folgefonna Nationalpark. Wie bei vielen Wanderungen in Norwegen lohnt sich auch hier frühes Aufstehen, denn auf dem Rückweg kamen uns unzählige Wanderer entgegen und als wir vom Parkplatz fahren wollten, herrschte das reinste Verkehrschaos. Ob sich die Tour lohnt, können wir nicht mit einem klaren Ja, aber auch nicht mit Nein beantworten. Mit den Instagram-Bildern im Hinterkopf waren wir beim Anblick des Sees eher ein wenig ernüchtert. Als wir später die eigenen Bilder sichteten, waren wir umso überraschter. Der See wirkt auf den Bildern wirklich spektakulär, findest du nicht auch?
Auch dem Steinsdalsfossen statteten wir einen Besuch ab. Die Besonderheit des Wasserfalls ist, dass man auf einer Brücke hinter dem Wasserfall durchgehen kann. Wegen des trockenen Sommers waren die Wassermassen bei unserem Besuch nicht ganz so imposant, die Aussicht aber dennoch wirklich nett.
Warten auf das erste Paket aus Deutschland
Da der Herbst näher rückte und wir bei unseren bisherigen Regentagen gemerkt haben, dass der Platz im Trabi doch etwas eng wird, haben wir unterwegs beschlossen, unsere Ausrüstung zu erweitern und ein Heckzelt zu bestellen. In Norwegen wurden wir nicht fündig, also haben wir es in Deutschland bestellt und von meiner Mutter – zusammen mit Schneeketten und ein paar Kleinigkeiten – nach Norwegen schicken lassen. Nach einiger Wartezeit konnten wir das Paket im Supermarkt abholen. Da wir für den ersten Aufbau Platz, Zeit und einen geeigneten Untergrund wollten, ließen wir uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz in der Nähe von Balestrand nieder. Und was sollen wir sagen: das Heckzelt hat sich absolut gelohnt. Es erweitert den überdachten Wohnraum unseres Minicampers, bietet Stauraum wenn wir irgendwo stehen und gibt uns die Möglichkeit Mango ohne Leine selbst entscheiden zu lassen, ob sie im Zelt oder Auto sein will. Wir sind überzeugt, dass das Heckzelt auch künftig häufig genutzt wird!
Unerwartete Begegnung in Bergen
Auch wenn es uns hier in Norwegen vor allem in die Natur zieht, schauen wir uns unterwegs natürlich die ein oder andere Stadt an. In Haugesund hielten wir nur, um Mangos Futtervorräte wieder aufzufüllen. In Bergen nahmen wir uns hingegen deutlich mehr Zeit. Um früh in Richtung Stadt aufzubrechen, schliefen wir etwas außerhalb der Stadt an einem bei Einheimischen beliebten Badestrand. Dort unterhielten wir uns mit einem anderen deutschen Reisenden, genossen einen tollen Sonnenuntergang und backten Pizza in unserem Omnia-Ofen – ein schöner Abend bevor der Trubel der Großstadt auf uns wartete.
Relativ planlos starteten wir dann auf unsere kurze Fahrt nach Bergen, um uns im Stadtzentrum ein Parkhaus zu suchen. Kaum im Stadtverkehr angekommen, leuchtete uns das Auto hinter uns immer wieder auf und fuhr nah an unser Auto ran. Leicht genervt und verunsichert, ob wir möglicherweise etwas falsch gemacht hatten, fuhren wir rechts ran – das Auto hinter uns allerdings auch. Aus dem Auto stieg ein junger Mann, der als er sich unserem Trabi näherte, freudestrahlend erzählte, dass er selbst auch einen Trabi habe. Wir quatschten eine ganze Weile und fanden heraus, dass wir in der selben Trabant-Gruppe bei Facebook waren und befreundeten uns direkt auf der Plattform. Nachdem er uns noch den Weg zum günstigsten Parkhaus zeigte und wir uns verabredeten, bei unserer Rückfahrt nach Sauda wieder in Bergen zu halten und unsere Trabi-Gespräche fortzusetzen, fuhr unser neuer norwegischer Freund Ole-Jakob wieder weiter. Für uns ging es ab in die Stadt. Wir schlenderten durch die Gassen, besichtigten das geschichtsträchtige Hanseviertel Bryggen (wirklich schön, aber auch erstaunlich klein) und stärkten uns nach langer Suche nach einem passenden Restaurant mit Burgern und Pommes auf einer Bank in der Fußgängerzone. Mango schlief zu unseren Füßen, obwohl Menschen, Roller- und Fahrradfahrer Zentimeter an ihrem Kopf vorbei düsten – wir hatten auf jeden Fall erstmal genug von den Menschenmassen und dem Stadttrubel…
Der nächste Stadtbesuch fiel dann auch deutlich kleiner aus. Fjæerland ist mit gerade einmal rund 300 Einwohnern wohl eher Dorf als Stadt, wird aber auch als Bücherstadt bezeichnet. Acht Bücherstädte soll es weltweit geben und die Ortschaft am Sognefjord ist eine davon. Angeblich gibt es in den Bücherläden, Cafés und Bücherregalen auf der Straße ungefähr 150.000 gebrauchte Bücher zu kaufen. Ich hätte stundenlang durch die Regale schlendern können. Ein norwegisches Buch haben wir uns für 2€ dann auch gegönnt und versuchen es Seite für Seite zu verstehen.
Gelegentlich ein Dach über dem Kopf
Durch die Ferienwohnung in Røldal haben wir festgestellt, wie schön es ist, ab und zu in einer richtigen Unterkunft und eben nicht im Auto zu schlafen. Also gönnen wir uns diesen Luxus mittlerweile mehr oder weniger regelmäßig. Sei es aufgrund schlechten Wetters, schlechter Laune oder zu viel Arbeit, die sich angestaut hat. Gelegentlich finden wir dabei bei airbnb wahre und meist bezahlbare Schätze. Einer dieser Schätze war auf der Insel Reksteren. Eine kleine Einliegerwohnung, frisch renoviert und toll ausgestattet, direkt im kleinen Hafen gelegen – traumhaft. Die Besitzerin schwärmte uns zum Abschied vom Frühling in dieser Region vor und wir nahmen uns fest vor, dann noch einmal dort vorbei zu schauen. Das Wiedersehen mit der tollen Wohnung gab es dann aber doch schon früher als erwartet… doch dazu bald mehr!
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