Reisebericht Südnorwegen: Unsere Reise ins Winterquartier – Teil 2

Stück für Stück tasten wir uns weiter in Richtung Norwegens Norden – passieren mehrmals die Atlantikstraße, wandern auf der Vogelinsel und müssen (leider) erstmals hier zum Tierarzt. Unser Weg ins Winterquartier – Teil 2 des Reiseberichts.

Wassermassen im Vorzelt & Auszeiten mit Charme

Wie in Teil 1 des Reiseberichts geschrieben, hatten wir vor, uns bis circa Mitte Oktober weiter in Richtung Norden zu orientieren und von dort aus zurück nach Sauda zu fahren. Geplant – getan!

Das schlechte Wetter fuhr erst einmal mit uns mit. Zum Glück bot uns das neue Heckzelt etwas mehr überdachte Fläche, denn die war in diesen regnerischen Tagen dringend nötig. Nur leider war unsere Handhabung des neuen Aufenthaltsraums zu Beginn noch nicht ganz perfekt. In der Nähe von Byrkjelo fanden wir direkt am Wasser einen tollen Schotterplatz an dem wir uns für 1-2 Nächte niederlassen wollten. Ein Wasserfall direkt daneben – idyllisch! Denkt man zumindest. Idyllisch war es tatsächlich erst, als wir im Bett lagen und alle Türen und Fenster geschlossen waren. Bis dahin war es einfach nur unfassbar laut. Doch das war nicht das einzige Wasserproblem an diesem Platz. Es regnete in Strömen, der Platz war ziemlich abschüssig und gerade als wir aufstehen wollten, kam ein „Wasserfall“ von unserer Dachträgerplane und flutete unser komplettes Vorzelt (wer den Bericht über unsere ersten Tage in Norwegen gelesen hat, weiß, dass uns das zum einen nicht das erste Mal passiert ist und zum anderen, dass es am frühen Morgen nicht unbedingt für beste Stimmung sorgt). Die nächsten Tage nutzten wir also, um die Verbindung zwischen Dachträger und Heckzelt zu optimieren und um ein neues Hundebett für Mango zu kaufen, denn das alte hätten wir so schnell nicht mehr trocken bekommen. 

Nach solchen Schlechtwetterphasen und nassen Zwischenfällen wissen wir den Luxus einer gemieteten Unterkunft immer umso mehr zu schätzen. Vor allem, wenn es sich um so ein Schmuckstück wie in Folkestad handelt. Wir hatten das gesamte 100 Jahre alte Nebengebäude eines Bauernhofs für uns und es war einfach total urig, auch wenn die steilen Treppenstufen dafür sorgten, dass Mango nicht ins Obergeschoss kam. Also genoss ich meinen Tiefschlaf mit viel Platz im Schlafzimmer oben, während Franzi und Mango sich unten das Sofa teilten. 

Die schöne Aussicht blieb uns aufgrund tief hängender Regenwolken das ganze Wochenende leider verwehrt, aber trotzdem erkundeten wir die vielen Möglichkeiten mit Mango zu spazieren, wanderten um einen kleinen See in der Nähe und genossen die Zeit mit festem Dach über dem Kopf.

Eine Runde über Runde

Das Wochenende in Folkestad ging viel zu schnell vorbei und schon saßen wir wieder – dieses mal bei besserem Wetter – im Auto. Einmal mehr verpassten wir eine Fähre um ziemlich genau eine Minute und nutzten daher die Zeit, die nächsten Tage zu besprechen. Der Plan: für eine Nacht auf dem Campingplatz in Ørsta bleiben und von dort weiter auf die Insel Runde. Für den Campingplatz in Ørsta sprachen zwei Gründe: zum einen hatte unser Airbnb keine Waschmaschine und wir daher kaum noch saubere Klamotten, das wollten wir auf dem Campingplatz ändern. Und zum anderen sprachen viele Google-Bewertungen davon, dass es dort unglaublich gute Burger und Pommes geben soll. Davon machten wir uns natürlich direkt selbst ein Bild und waren nach einem üppigen und leckeren Mahl komplett überfressen. Man muss sich ja auch mal was gönnen…

Um die Kalorien wieder loszuwerden, wurden auf Runde erst einmal die Wanderschuhe geschnürt. Die Insel ist vor allem als Vogelinsel bekannt, da dort von April bis August verschiedenste Seevögel brüten, vor allem der Papageitaucher prägt dann das Bild der Insel.

Für die große Vogelpracht waren wir Mitte September zu spät dran, aber die Wanderung hat sich trotzdem absolut gelohnt. Wir hatten zwar so unsere Schwierigkeiten mit der kaum vorhandenen Ausschilderung der Wanderwege, waren zwischendurch querfeldein unterwegs und auch die Höhenmeter machten uns Drei ziemlich zu schaffen – aber die Aussicht: einfach wow!

PLÄNE SIND DA, UM SIE ÜBER DEN HAUFEN ZU WERFEN

Nach einer erholsamen Nacht und mit etwas Muskelkater machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Norden. Wir hatten öfter gelesen, dass der Blick auf Ålesund schöner sein soll als die Stadt selbst. Das passte uns gut, denn nach unserem Bergen-Abenteuer hatten wir noch keine Lust auf Stadttrubel. Also begnügten wir uns mit einem Aussichtspunkt an den wir sogar bequem mit dem Auto vorfahren konnten und brachen danach auf in Richtung unseres neuen Ziels: die Atlantikstraße. Die 120 Kilometer zwischen Ålesund und Bud, wo die Atlantikstraße offiziell beginnt, verteilten wir gemütlich auf zwei Tage. Wir fanden einen tollen Stellplatz in einem kleinen Hafen bei Vevang, von dort wollten wir am nächsten Tag dann gemütlich über die acht markanten Brücken fahren und uns genug Zeit für Fotos und Videos nehmen. „Wollten“, denn die Realität sah ganz anders aus…

Denn der Tag begann mit dem bis dahin größten Schock der Reise als Mango während der morgendlichen Gassi-Runde plötzlich umfiel und nicht mehr aufstehen konnte. Unseren Schock konnte man kaum beschreiben, die Angst in Mangos Augen auch nicht. Nach einiger Zeit und viel gutem Zureden kam Mango wieder auf die Beine. Wir packten im Schnelldurchgang alles zusammen, fanden auf Google heraus, dass der nächste Tierarzt in Kristiansund ist und düsten los. So hatten wir uns die Fahrt über die Atlantikstraße nicht vorgestellt, aber Mango geht definitiv vor!

Die Verständigung beim Tierarzt klappte auf Englisch und mit Hand und Fuß ganz gut und Mango machte langsam wieder einen agileren Eindruck. Während wir also auf die Laborergebnisse warteten, führten uns Google Bewertungen mal wieder zum nächsten Leckerbissen. Dieses Mal war das Ziel ein kleiner, unscheinbarer Imbisswagen an dem es – wie wir vor Ort herausfanden – im Großen und Ganzen nur ein Gericht gibt: Würstchen mit Kartoffelbrei! Lecker! Gestärkt ging es zurück zum Tierarzt, wo sie eine Harnweginfektion bei Mango diagnostizierten, die glücklicherweise mit Antibiotika gut behandelt werden konnte. Da uns der Schock noch in den Knochen hing und wir alle erstmal Ruhe benötigten, buchten wir uns direkt die nächste Unterkunft bei Airbnb. 

Spektakuläre Fahrt über die Atlantikstraße

Nach einem Wochenende mit viel Schlaf ging es Mango endlich wieder besser und wir starteten den zweiten Versuch, uns die Atlantikstraße genauer anzuschauen. Wir hatten Glück und als wir ankamen war die Lichtstimmung absolut passend zu diesem eindrücklichen Ort. Wir können die Atlantikstraße absolut empfehlen, das sollte man als Norwegen-Reisender mal gesehen haben. Allerdings müssen bestimmt auch die Bedingungen passen, bei Regen oder Sturm macht vermutlich die Fahrt wenig Spaß und auch der Anblick dürfte dann weniger beeindruckend sein. Wir hatten jedoch Glück, ließen noch die Drohne steigen und drehten eine Extrarunde. 

Nachdem wir mit Kristiansund und der Atlantikstraße unser – für dieses Jahr – nördlichstes Ziel erreicht hatten, machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Süden. Nun war Sauda wieder unser Ziel. Und wir merkten auf dem Weg dorthin, dass unser zum Minicamper ausgebauter Trabi im Herbst eine echte Herausforderung werden würde – aber das verdient einen eigenen Blogbeitrag. Unerwartet oft, quartierten wir uns daher immer wieder in Airbnbs ein und ließen es uns gutgehen (unter anderem auch auf der Insel Reksteren, wie im 1. Teil unseres Reiseberichts bereits erwähnt). 

Mit dem Trabi auf den Trollstigen – und danach ab in die Sauna

Aber ein bisschen was wollten wir auf dem Weg in den Süden natürlich auch noch erleben. Und dazu gehörte es definitiv, die Trollstigen hochzufahren. Mit 11 Haarnadelkurven ist die Straße wohl eine der bekanntesten in Norwegen. Wir hatten erst ein bisschen Bammel, ob wir das mit unseren 26 PS wohl schaffen. Völlig unbegründet! Trabi und Trollstigen – eine super Kombination!

Eddie meisterte sowohl die Kurven als auch die Steigung souverän und wir konnten die Szenerie genießen. Auch die Aussichtspunkte auf dem Gipfel durften nicht fehlen. Nach uns donnerten noch einige Porsche die Straße nach oben – zugegeben, etwas schneller als wir. Auf dem Parkplatz ließen sie dann noch lautstark die Motoren aufheulen. Und sagen wir mal so: wir können das auch und bei uns schauten die Leute nicht genervt, sondern lachten und gaben uns einen Daumen hoch 😉

Ebenfalls ganz amüsant war, dass wir auf Instagram festgestellt haben, dass Katrin vom Reiseblog viel-unterwegs uns immer eine Etappe voraus fuhr. Bei ihr sahen wir, dass sie einen Campingplatz am Briksdalsbreen gefunden hatte, der nicht nur dank des Gletschers in der Nähe landschaftlich spannend war, sondern auch eine kostenlose Sauna zu bieten hatte. Genau das brauchten wir. Wir mieteten uns also für 2 Nächte eine kleine Hütte auf dem Campingplatz – endlich waren mal Hunde erlaubt – und ließen es uns gut gehen.  

Eine letzte Nacht unter freiem Himmel

Mit aufgeladenen Energietanks ging es wieder auf die Straße – und wieder zu einem spannenden Ziel: das Vestkapp. Nordkapp kann schließlich jeder und wäre etwas zu weit weg gewesen. Die Fahrt dorthin war spektakulär und forderte unseren Eddie, und mich am Steuer, sowohl mit Steigungen auf dem Weg nach oben und mit heißen Bremsen auf dem Weg nach unten ganz schön heraus. Die Bilder, die wir am Vestkapp gemacht haben, fangen die Realität leider nicht im entferntesten ein. Der Weitblick war unglaublich. Also definitiv ein weiterer Ort, der auf einer Route durch Norwegen eingeplant werden sollte. 

In der Nähe von Byrkjeland fanden wir unseren bis dahin letzten Stellplatz zum Wildcampen. Direkt an einem Fluss parkten wir das Auto, spannten unser Tarp auf und konnten sogar noch ein paar Stunden draußen sitzen ehe es zu kalt wurde – fast so wie in guten alten, sonnigen Zeiten. Danach erfüllten wir uns mit einer Airbnb-Unterkunft mit Kaminofen einen weiteren Luxus-Wunsch und fuhren über Bergen (inkl. Trabi-Treffen) und, wie erwähnt, Reksteren zu unserem Winterquartier nach Sauda.

Was wir in unserem Winterquartier in Saudasjøen so erleben, haben wir euch ja schon erzählt.

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